Die Österreichische Diabetes Gesellschaft gibt es schon über ein halbes Jahrhundert. 1968/69, vier Jahre nach Gründung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, konstituierte sich auch hierzulande ein Proponentenkomitee zur Gründung einer Österreichischen Diabetes Gesellschaft. 1969 wurde schließlich unter der Leitung des ersten Präsidenten, Prof. Dr. Dr. h. c. E. Deutsch, die Österreichische Diabetes Gesellschaft gegründet. Der Gründungsvorstand bestand aus Prof. Deutsch, Prof. Beringer, Doz. Königstein, Doz. Herbinger und Doz. Rudas. Die Idee, abwechselnd mit dem Internationalen Donausymposium zu tagen, um den Gedankenaustausch mit den Kollegen aus dem Osten zu fördern, stammte von Gründungsmitglied Prof. Beringer.

Schwerpunkt Fort- und Weiterbildungen

Die erste ÖDG-Tagung fand 1970 in Innsbruck unter dem Vorsitz von Prof. Deutsch statt. Nachdem sich die ÖDG im Jahr 1990 Beratern und Mitarbeitern des technischen Personals öffnete, waren ab diesem Zeitpunkt Fortbildungen für das ganze Team möglich. Einer der großen Meilensteine war die gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Diabetes Gesellschaften, die 1996 in Basel stattfand und insgesamt 4.000 Teilnehmer verzeichnete. Seitdem hat sich die Jahrestagung zum jährlichen Fixpunkt für die Diabetes-Community entwickelt; sie ist mit ständig steigendem Niveau, innovativen Tools und immer wachsenden Teilnehmerzahlen zur größten medizinischen Fachtagung Österreichs geworden.

Auf Initiative der Gesellschaft wurde der Additivfacharzt für Endokrinologie und Stoffwechsel eingeführt sowie das Diabetes-Fort- und -Weiterbildungsnetz kontinuierlich vergrößert. War die Gesellschaft im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens fast ausschließlich wissenschaftlich orientiert, ist das Erscheinungsbild heute offener und praxisorientierter, was dem Zeitgeist entspricht, aber auch den immer komplexeren Anforderungen geschuldet ist, welche die gesundheitspolitische Landschaft in Österreich mit sich bringt.

Diabetesleitlinien der ÖDG

Im Jahr 2019 wurde ein Update der ÖDG-Diabetesleitlinien veröffentlicht. Notwendig war dieses Update, da sich seit dem letzten Update 2016 viele Aspekte verändert hatten. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Medikamente und in der zentralen neuen Leitlinie zur antihyperglykämischen Therapie bei Diabetes mellitus Typ 2 kam es zu einem eindeutigen Paradigmenwechsel. Auch im Jahr 2020 gab es ein Update der relevanten Daten für die Therapie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Der Leitlinienausschuss hat sich (virtuell) zusammengesetzt und die großen prospektiv randomisierten Studien des letzten Jahres abermals evaluiert, um die Ergebnisse in die neuen Leitlinien einfließen zu lassen. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Wegfall der Sprachbarriere gelegt, da internationale Leitlinien prinzipiell auf Englisch verfasst sind. Teile der Guidelines wurden von Pharmafirmen übersetzt und verteilt. Diese Österreichischen Leitlinien sind für alle in einer Lang- und in einer Kurzversion frei verfügbar.

Dass sich die ÖDG auch durch die Corona-Pandemie nicht aufhalten lässt, zeigen die beiden 2021 gestarteten Online-Fortbildungsformate 50 Shades of Diabetes und Hitchhiker’s Guide to Diabetes Technology. Die Förderung von Forschung, Fortbildung und Patientenschulung ist der Österreichischen Diabetes Gesellschaft immer schon ein großes Anliegen gewesen. Darum vergibt die ÖDG schon seit Jahren Preise in verschiedensten Kategorien.

20 Jahre Diabetes Forum

Die Zeitschrift Diabetes Forum, das offizielle Organ der ÖDG, wurde im Jahr 2000 von Univ.-Prof. Dr. Guntram Schernthaner, dem damaligen Präsidenten der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), initiiert. Vor allem seinem Engagement als Herausgeber ist es zu verdanken, dass sich das als Praxisforum der Fachgesellschaft gegründete Fachjournal rasch als erfolgreiches und geschätztes österreichisches Fachmedium der Diabetologie etablieren konnte. Renommierte Experten der diabetologischen Klinik, Praxis und Forschung sowie damit assoziierter Fachrichtungen aus dem In- und Ausland fungieren als Autoren für die Fachbeiträge.

Zukunftsaussichten

Nach wie vor besteht die Hauptaufgabe der Österreichischen Diabetes Gesellschaft in der kontinuierlichen Förderung des wissenschaftlichen Diskurses, in der Bereitstellung einer adäquaten Diskussionsplattform für all jene, die forschen und/oder mit der Betreuung von Patienten befasst sind.

Das neue Jahrzehnt bringt für die Diabetologie große Herausforderungen und neue, innovative Therapieoptionen zugleich. Während die Anzahl der Menschen mit Diabetes weiterhin stark steigt, die Behandlungskomplexität durch die Personalisierung der Diabetestherapie deutlich zunimmt und neue Technologien in den Behandlungsalltag implementiert werden müssen, haben sich die hierfür zur Verfügung stehenden Ressourcen im Gesundheitswesen in den letzten Jahren leider nicht verbessert.

Die größte gesundheitspolitische Herausforderung der nächsten Jahre liegt wohl darin, eine flächendeckende, hochqualitative, multidisziplinäre und multiprofessionelle Versorgung aller Menschen mit Diabetes zu gewährleisten. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft möchte in den nächsten Jahren Lösungsansätze in die gesundheitspolitische Diskussion einbringen und auf die Umsetzung der Diabetesstrategie 2017 pochen. Weiters möchte die ÖDG dazu beitragen, verstärkt junge Kollegen für die Diabetologie zu begeistern, fachspezifische Forschung zu unterstützen, qualitativ hochwertige Aus-, Weiter- und Fortbildungen anzubieten oder zu unterstützen und eine leitlinienkonforme und damit optimale Therapie für unsere Patienten zu ermöglichen. Ein weiteres Anliegen der ÖDG ist, die Komplexität der Erkrankung öffentlich richtig darzustellen, um die Stigmatisierung von Menschen mit Diabetes endlich zu beenden.

Nähere Infos zur Österreichischen Diabetes Gesellschaft: www.oedg.at